Walzer lernen

Der Wiener Walzer ist der älteste noch getanzte Standardtanz und seit dem Jahre 1932 fehlt er auf keinem Turnier. Dabei darf er nicht mit dem langsamen Walzer verwechselt werden, obwohl die Schrittfolge grundsätzlich identisch und ein 3/4 Takt vorgegeben ist. Die Wiener Variante ist jedoch viel schwungvoller und von zahlreichen Drehungen durch den ganzen Raum geprägt. Dabei kann Sie bis zu viermal schneller als das langsame Pendant ausfallen. Darüber hinaus kommt es beim Wiener Walzer nicht zum Heben und Senken der Füße, was für den langsamen Walzer charakteristisch ist. Pausen und geschmeidige, langanhaltende Posen sind beim Wiener Walzer ebenfalls nicht zu sehen.

Die Tanzhaltung, Schritte und Figuren beim Wiener Walzer

Das Tanzpaar sollte vor Beginn des eigentlichen Wiener Walzers eine für Standardtänze typische Tanzhaltung einnehmen. Hierbei ist es zunächst wichtig, aufrecht zu stehen, so dass eine gedachte senkrechte Linie gerade durch den Körper verläuft. Das Gewicht ist dabei bei der Dame etwas weiter vorne auf dem Mittelfuß verteilt. Das Becken sollte des Weiteren nach vorne geschoben werden, so dass ein Hohlkreuz vermieden wird. Die Dame liegt im rechten Arm des Herrn, der seine rechte Hand auf ihr linkes Schulterblatt legt. Sie wiederum berührt mit ihrer linken Hand seinen Oberarmmuskel. Die linke Hand des Herrn und die rechte Hand der Dame greifen ineinander. Die Oberarme sollten sich auf Schulterhöhe befinden. Dabei zeigen die Ellenbogen leicht nach unten und vorne. Die Schultern werden nach unten und hinten gedrückt und der Hals wird lang gestreckt. Die Tanzpartner schauen sich dabei nicht an, sondern drehen ihren Kopf voneinander weg. Im Turniertanz neigt sich der Oberkörper der Dame und des Herrn zudem nach hinten, da so die Körperrotation besser ausgeführt werden kann. Ferner berühren sich das Becken des Herrn und der Dame leicht. Die Füße stehen parallel zueinander und die Fußspitzen zeigen gerade in Richtung des Partners. Dabei wird eine ‚viergleisige‘ Fußposition eingenommen, d.h. eine Lücke zwischen rechtem und linkem Fuß wird gebildet, so dass der rechte Fuß der Dame quasi zwischen den Füßen des Herrn steht. Das Standbein ist dabei belastet, wohingegen das Schreitbein – also das Bein, welches zuerst bewegt wird – den Boden nur berührt.

Der Wiener Walzer ist – wie bereits erwähnt – hauptsächlich von schnellen und schwungvollen Drehungen über’s Parkett geprägt. Davor bzw. dazwischen werden oftmals Pendelbewegungen getanzt. Charakteristisch ist die Linksdrehung (Reverse Turn) sowie die Rechtsdrehung (Natural Turn) und die Übergänge zur jeweils anderen Drehrichtung. Eine Variante sind etwa die sogenannten ‚Fleckerl‘.

Tanzschritte für den Herrn bei der Rechts- bzw. Linksdrehung (die Schritte der Dame sind nahezu identisch, nur dass die Dame mit dem zweiten Teil beginnt):

1. Die Linksdrehung

  • Erster Teil: Der Herr steht in Tanzrichtung und startet mit dem linken Fuß, den er diagonal links nach vorne setzt. Dabei nutzt er zunächst die Ferse und rollt dann den ganzen Fuß ab. Hierbei ist schon eine 1/8-Drehung geleistet. Sodann wird der Ballen des rechten Fußes zur Seite gesetzt, so dass die Füße nun weit auseinanderstehen. Der rechte Fuß liegt dabei etwas hinter dem linken, dennoch hat der Herr jetzt schon eine 1/4-Drehung getanzt. Der linke Fuß schließt dann mit flachem Ballen zum rechten Fuß auf und kreuzt diesen vorne.
  • Zweiter Teil: Sodann geht der rechte Fuß ebenfalls mit flachem Ballen zurück, wobei wieder eine 1/4-Drehung erzeugt wird. Der linke Fuß zeigt dann zur Seite und ist nur mit dem Ballen aufgesetzt. Der Tänzer öffnet sich zur linken Seite, so dass eine erneute Rotation entsteht. Abschließend wird der rechte Fuß seitlich zum linken Fuß hin auf dem Boden abgezogen.

Das Tanzpaar hat sich während des ersten und zweiten Teiles nun fast einmal um sich herum gedreht. Wichtig sind außerdem die Gegenkörperbewegungen mit dem Oberkörper, da sonst eine gleichmäßige Rotation unmöglich wird.

2. Die Rechtsdrehung

Die Rechtsdrehung wird ähnlich getanzt, nur dass der Herr mit dem rechten Fuß in Richtung Wand beginnt und die Füße nicht gekreuzt werden.

3. Fleckerl

Da der Wiener Walzer fast ohne besondere Figuren auskommt und es eher auf schnelle und exakt ausgeführte Drehungen ankommt, sind die Fleckerl schon eine kleine Besonderheit des Tanzes. Hierbei wird die Dame um dem Herrn herumgeführt. Dies kann links- oder rechtsherum geschehen. Dazwischen tanzen fortgeschrittene Paare den sogenannten ‚Contra Check‘, um die Richtung zu wechseln.

Glitzernde Roben und schmucke Anzüge – das richtige Outfit finden

Solange der Wiener Walzer in einem Tanzkurs erlernt wird, muss keine besondere Kleidung getragen werden. Ratsam ist es jedoch, eine bequeme Hose und ein bequemes Shirt anzuziehen, da so das Strecken der Beine und Arme sowie die Drehung des Körpers problemlos möglich ist. Wer das Tanzen etwas ernster nimmt, kann auch schon im Kurs Standard-Tanzschuhe tragen, um einen perfekten Stand und Halt zu ermöglichen.

Wird der Wiener Walzer auf einem Turnier getanzt, so sieht das Outfit natürlich anders aus. Zumeist trägt der Herr einen schwarzen Frack mit passender Anzughose sowie ein weißes Hemd mit einer weißen Fliege und sieht dadurch klassisch elegant aus, als würde er zum Wiener Opernball gehen. Die Dame kann ein durchaus farbenfrohes langes Kleid mit weit schwingendem Rock wählen, so dass bei den Drehungen die Knöchel und Füße zu sehen sind. Aus diesem Grund wurde der Wiener Walzer in seiner Anfangszeit übrigens als sehr freizügig empfunden. Heutzutage wirken die Kleider der Damen für den Wiener Walzer jedoch keinesfalls offenherzig. Freie Schultern sind häufig schon das höchste der Gefühle. Die Kleider beeindrucken dafür oftmals mit knalligen Farben oder eleganten Applikationen wie etwa glitzernden Strasssteinen oder Federn am Saum. Darüber hinaus verfügen viele Kleider über weich fallende Tücher an den Armen. So wird ein noch eleganteres und leichtfüßiges Bild kreiert.

Von Johann Strauss bis Bon Jovi – die Musik des Wiener Walzers

Die Musik des Wiener Walzers ist sehr vielfältig und reicht von Klassikern wie ‚an der schönen blauen Donau‘ von Walzer-König Johann Strauss bis hin zu modernen Stücken wie etwa ‚Piano Man‘ von Billy Joel oder ‚Bed of Roses‘ von Bon Jovi. Wichtig dabei ist der 3/4 Takt, der bei den meisten Stücken hervorragend herausgehört werden kann. Es wird 1, 2, 3 … 1, 2, 3 gezählt.

Wiener Walzer lernen im Rahmen eines Tanzkurses

Der Wiener Walzer gehört als klassischer Standardtanz zum Repertoire eines normalen Standard- und Lateinkurses in einer Tanzschule oder in einem Tanzverein, obschon er aufgrund der Geschwindigkeit nicht direkt für ungeübte Anfänger geeignet ist und die Fußarbeit exakt ausgeführt werden muss, um eine fließende Rotation zu ermöglichen. Der einfache Dreierschritt kann jedoch auch in einem Anfängerkurs vorkommen. Üblicherweise gibt es keine Kurse, die ausschließlich den Wiener Walzer beinhalten. Angemeldete Paare erlernen vielmehr während eines Kurses, der je nach Tanzschule standardmäßig über acht Einheiten á 60 Minuten geht, auch andere Tänze wie etwa den langsamen Walzer, die Rumba oder den Tango. Figuren wie der Fleckerl oder Übergänge von der Rechts- zur Linksdrehung sind eher in fortgeschrittenen Kursen anzusiedeln.

Eine Ausnahme stellen Hochzeitskurse dar, die von vielen Tanzschulen als eine Art Crashkurs für den großen Tag angeboten werden. Hier erlernt das Paar ausschließlich die Basics des Wiener Walzers und kann diese auf der Hochzeit ohne große Mühe anwenden. Ein solcher Kurs ist jedoch nicht geeignet für Tänzer, die die wirkliche Technik des Wiener Walzers erlernen und diesen unter Umständen auf Turnieren tanzen möchten.

Auch Singles können sich in einer Tanzschule oder einem Tanzverein anmelden, um dort den Wiener Walzer zu erlernen. Zumeist kennen die Verantwortlichen dort eine Person, die ebenfalls nach einem Tanzpartner sucht. Ganz ohne einen Partner ist das erlernen des Tanzes nicht zu empfehlen.

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